SpaceX will jedes Fleckchen Erde mit schnellem Internet beglücken

Nicht überall gibt es einen breitbandigen Internetzugang. Die amerikanische Raumfahrtfirma SpaceX möchte das ändern. In der Nacht auf Freitag hat sie auf einen Schlag 60 Satelliten ins All geschossen. Tausende sollen folgen.

Christian Speicher
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Eine Falcon-9-Rakete mit 60 Satelliten für das Starlink-Breitbandnetzwerk an Bord startete in der Nacht auf Freitag vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida. (Bild: John Raoux / AP)

Eine Falcon-9-Rakete mit 60 Satelliten für das Starlink-Breitbandnetzwerk an Bord startete in der Nacht auf Freitag vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida. (Bild: John Raoux / AP)

Das private amerikanische Raumfahrtunternehmen SpaceX hat in der Nacht auf Freitag die ersten Satelliten seines gigantischen Starlink-Netzwerks in den Weltraum gebracht. Eine Falcon-9-Rakete startete vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral und setzte 60 Satelliten in einer Höhe von 440 Kilometern aus. Von dort aus werden die mit einem Ionenantrieb und Sonnensegeln ausgestatteten Satelliten aus eigener Kraft ihre endgültige Umlaufbahn in einer Höhe von 550 Kilometern ansteuern.

Den 60 Satelliten sollen in den kommenden Jahren Tausende von weiteren Satelliten folgen. Mit der weltumspannenden Satelliten-Konstellation möchte SpaceX schnelles Internet in Gegenden bringen, in denen es aus finanziellen oder geografischen Gründen keine Kabelverbindung gibt. Das gilt zum Beispiel für weite Teile Afrikas oder auch für Schiffe auf hoher See. In Zukunft soll es keinen Punkt auf dem Erdball mehr geben, der von den globalen Informationsströmen abgeschnitten ist.

Kostengünstige Satelliten

Die Satelliten des Starlink-Netzwerkes sind mit einer Masse von 227 Kilogramm deutlich leichter als ein typischer Fernmeldesatellit. Nur deshalb konnte SpaceX auf einen Schlag 60 Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn befördern. Da der Flug einer Falcon-9-Rakete 62 Millionen Dollar kostet, ist das ein wichtiger Kostenfaktor. Laut der Website Arstechnica soll die Beförderung der Satelliten teurer sein als ihre Herstellung – dies auch deshalb, weil SpaceX beim Bau der Satelliten auf kostengünstige Lösungen gesetzt hat.

Die 60 Satelliten sind ein vielversprechender Anfang. Wirtschaftlich rentabel sind sie aber noch nicht. Laut Firmenangaben sind 400 Satelliten das Minimum, um regional begrenzte Internetdienste anbieten zu können. Für eine weltweite Abdeckung möchte SpaceX in den nächsten Jahren 1600 Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn bringen, die untereinander per Laser kommunizieren. Und das ist nur die erste Ausbaustufe. Langfristig soll das Netzwerk sogar 12 000 Satelliten umfassen, die in drei verschiedenen Höhen um die Erde kreisen. So hat jeder Punkt auf der Erde jederzeit Sichtkontakt zu mindestens einem der Satelliten.

In einer ersten Ausbaustufe soll die Starlink-Konstellation aus fast 1600 Satelliten bestehen, die in einer Höhe von 550 Kilometern um die Erde kreisen. (Bild: SpaceX)

In einer ersten Ausbaustufe soll die Starlink-Konstellation aus fast 1600 Satelliten bestehen, die in einer Höhe von 550 Kilometern um die Erde kreisen. (Bild: SpaceX)

Ganz ähnliche Pläne verfolgen auch andere Firmen. So hat das britische Unternehmen One Web im Februar die ersten 6 von 650 geplanten Satelliten im Weltraum ausgesetzt. Insgesamt hat die amerikanische Federal Communications Commission bisher an neun Firmen Lizenzen für Satelliten-Konstellationen vergeben.

Das Kollisionsrisiko wächst

Bei solchen Zahlen kann einem angst und bange werden. Denn mit der Zahl der Satelliten steigt auch das Risiko, dass diese durch Weltraumschrott beschädigt werden und in einer Kettenreaktion noch mehr Müll produzieren. Man schätzt, dass es im Umfeld der Erde derzeit mehr als 34 000 Objekte mit einem Durchmesser grösser als 10 Zentimeter gibt. Eine Kollision mit einem derart grossen Geschoss würde kein Satellit überleben. Deshalb müssen Satelliten regelmässig ausweichen, wenn ihnen eines der Objekte zu nahe kommt. Auch die Satelliten der Starlink-Konstellation sind für solche Ausweichmanöver ausgerüstet. Allerdings sind nicht alle Weltraumschrott-Objekte katalogisiert – noch nicht einmal alle grossen. Mit der Zahl der Satelliten wächst also auch die Gefahr einer unvorhersehbaren Kollision.

Zunehmen dürfte in den nächsten Jahren auch die Zahl der funktionsuntüchtigen Satelliten. Die ersten Satelliten der Starlink-Konstellation werden in einem erdnahen Orbit um die Erde kreisen. Hier erledigt sich das Problem gewissermassen von selbst. Denn die Restatmosphäre der Erde sorgt dafür, dass die Satelliten an Höhe verlieren und innerhalb von wenigen Jahren in der Erdatmosphäre verglühen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen jedoch auch erdfernere Orbits mit Satelliten bestückt werden. Hier funktioniert die Selbstreinigung nicht mehr. Satelliten können Jahrhunderte um die Erde kreisen, ohne merklich an Höhe zu verlieren. Mit jedem Jahr wächst das Risiko, dass der Satellit zerstört wird und noch mehr Weltraumschrott entsteht.

Deshalb hat das Inter-Agency Space Debris Coordination Committee bereits 2007 empfohlen, dass ausgediente Satelliten oder abgebrannte Raketenstufen nicht länger als 25 Jahre im erdnahen Weltraum verweilen sollten. Doch aus Kostengründen verzichten viele Satellitenbetreiber auf Antriebsaggregate, die es erlauben würden, einen Satelliten gezielt zum Absturz zu bringen oder ihn auf einen Friedhofsorbit anzuheben.

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