Daru-Wache: Rechtsbruch mit System

«Sie zahlen nach Lust und Laune»

Christian Egg

Der Lohnbschiss um die Berner Security-Firma GSD weitet sich aus. work-Recherchen zeigen: Die Muttergesellschaft Daru-Wache zahlt in der ganzen Schweiz die Löhne nicht korrekt aus.

GIBT DEN BSCHISS ZU: Daru-Chef Armin Häfliger. (Foto: PD)

Zwei Wochen musste Tanja Gehrig nur von Teigwaren und Tiefkühlfood leben – weil ihr plötzlich 500 Franken Lohn fehlten (work berichtete: rebrand.ly/teigwaren). Verantwortlich für die Notlage der zweifachen Mutter war die Daru-Wache, eine der grössten Sicherheitsfirmen der Schweiz, mit über 300 Mitarbeitenden an 14 Standorten. Sie kaufte vergangenes Jahr Gehrigs Arbeitgeber auf, die gut laufende GSD Gayret Security. Und führte alsbald ein neues Regime ein: Ende Monat bekommen die Mitarbeitenden jetzt nur noch einen Teil des Lohnes. Den Rest gibt’s später. Und dies, obwohl gemäss Bundesgerichtsurteil der Zahlungstermin für den Lohn «zwingend vor dem letzten Tag dieses Monats liegen muss; er kann nicht auf den 15. des Folgemonats festgelegt werden».

Die Daru beschreibt ihre illegale Praxis als unausweichlich und ganz normal.

DER CHEF GIBT’S ZU

Jetzt zeigen Recherchen: Die illegalen Lohnzahlungen bei der GSD waren nur die Spitze des Eisberges. work liegen Dokumente aus mehreren anderen Daru-Standorten vor. Sie belegen: Auch diese Mitarbeitenden erhalten ihren Lohn nicht korrekt. Ende Monat gibt’s jeweils eine runde Summe, deutlich weniger als der Netto-Monatslohn. Der Rest kommt immer erst am 15. des Folgemonates, wie aus den Lohnabrechnungen hervorgeht. Dort wird, besonders dreist, der fristgerecht ausbezahlte Betrag als «Lohnvorzahlung» bezeichnet. Mehr noch: Nicht einmal darauf können sich die Daru-Mitarbeitenden verlassen. Im Fall von Christine Keller* schwankt die Höhe der «Vorzahlung» stark, ohne ersichtlichen Grund. Mehrmals zahlt ihr die Daru Ende Monat sogar nur die Hälfte des Lohnes aus. Gegenüber work sagt Keller: «Sie zahlen nach Lust und Laune.»

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Die Daru wollte die Fragen von work nicht beantworten. Gegenüber der Zeitung «Der Bund» räumte Daru-Chef Armin Häfliger dagegen frei­mütig ein, dass die Praxis System habe: Der Lohn werde in allen Un­ternehmen der Daru-Holding AG gestaffelt ausgezahlt. Als liesse sich das­ Unrecht dadurch rechtfertigen, dass es die Firma flächendeckend be­­geht.

Schon 2019 geriet die Daru in die Schlagzeilen. Im «Blick» warfen Mit­arbeitende der Firma vor, sie jährlich um Hunderte von Stunden zu prellen. Auch die Kundschaft sei getäuscht worden, darunter zwei Bundesämter und die Kantonspolizei Basel-Stadt: Die Daru habe verrechnete Kontrollgänge nicht durchgeführt und Ausbildungszertifikate gefälscht. Die Daru bestritt die meisten Vorwürfe.

Daru-Chef: Null Respekt

Auf der Online-Plattform Kununu können Mitarbeitende ihre Firma bewerten. Sie enthält 252 Einträge zur Daru. Chef Armin Häfliger hat jeden davon persönlich kommentiert. Einige seiner Antworten füllen mehrere Bildschirmseiten. Einer Exführungskraft aus Zürich schreibt er: «Sie ­haben die vom Kunden übertragene Arbeit bis heute nicht verstanden.»

PIKIERT. Eine Antwort im Oberlehrerton krönt er mit: «Ich bin sicher, dass Sie froh sind, dass die Kununu-­Bewertung keinen Wissenstest darstellt.» Und auf die Kritik, seine ­Beiträge seien viel zu lang, schreibt er pikiert: «Ich habe ja Verständnis, dass auch das Lesen mit einem Aufwand verbunden ist, den Sie nicht gerne betreiben.» Lieber Herr Häfliger. Bitte etwas Respekt. Gegenüber dem Gesetz – und gegenüber den Menschen. (che)

Dies tun Häfliger und der GSD-Betriebsleiter Oliver Furrer auch heute wieder. In einer barocken Ausführlichkeit. Gegenüber Kundinnen und Kunden im Raum Bern versuchen sie mit vereinten Kräften, die Kritik zu zerstreuen. In der Daru-Mitarbeitendenzeitschrift beschreibt Furrer die Praxis der Lohnauszahlung, wortreich und mit häufiger Referenz auf «unseren Verwaltungsratspräsidenten Armin Häfliger», als unausweichlich und ganz normal.

*Name geändert


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