Trotz Mega-Boom:

Syngenta knausert bei Löhnen

Jonas Komposch

Im Wallis droht über 900 Mitarbeitenden von Syngenta ein herber Lohnverlust. Nun haben sie die Unia eingeschaltet.

SYNGENTAS GOLDGRUBE: Im Walliser Werk stellen die Mitarbeitenden immer neue Produktionsrekorde auf. (Foto: Key)

Bei Syngenta läuft’s wie geschmiert. Der Gruppenumsatz des Pestizid- und Saatgutriesen war 2021 mit 28,2 Milliarden Dollar der höchste seit der Konzerngründung im Jahr 2000. Und das dürfte die neuste Bilanz sogar noch toppen. So zeigen die bisher bekannten Zahlen von 2022: Schon in den ersten neun Monaten belief sich der Umsatz auf 25,9 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts solcher Rekorde lässt das Management in Basel die Korken knallen – und die Eigentümer in Schanghai erst recht.

Gar nicht in Feierlaune sind dagegen die über 900 Mitarbeitenden im Chemiewerk von Monthey VS, dem weltgrössten Produktions­standort von Syngenta. Ihnen hat der Konzern bisher nämlich keinen Rappen Lohnerhöhung zugesichert. Nicht einmal die historisch hohe Jahresteuerung von fast 3 Prozent will das Unternehmen ausgleichen. Dies ist der Stand nach ganzen sechs Verhandlungsrunden mit der Personalkommission (Peko). Ausgerechnet im Rekord-Boom sollen also jene, die diesen ermöglicht haben, Reallohneinbussen schlucken.

2021 machte der Konzern 28,2 Milliarden Dollar Umsatz.

BELEGSCHAFT «ERNIEDRIGT»

Blaise Carron, Regionalleiter der Unia Unterwallis, hat für diese ­Haltung kein Verständnis. Zumal am Standort Monthey ei-ne jahrzehn­telange So­zialpartnerschaft und ein Gesamt­arbeitsvertrag (GAV) bestehe. Dieser sei erst kürzlich verbessert worden. «Dieser Schwung ist jetzt gebrochen», sagt Carron. Unverständlich sei Syngentas Haltung noch aus einem weiteren Grund: «Die Mitarbeitenden in Monthey stellen Jahr für Jahr neue Produktionsrekorde auf. Sogar während der Corona-Pandemie war das so!» Doch anstatt diese Leistungen zu honorieren, habe sich Syngenta offenbar fürs Gegenteil entschieden, nämlich «die Belegschaft zu erniedrigen». Daher sei es nur korrekt, dass die Peko die Verhandlungsführung nun der Gewerkschaft übertragen habe.

Am 25. Januar ist die nächste Sitzung. Dann wird sich zeigen, ob das Management vom eingeschlagenen Kurs abweicht. Unia-Mann Carron warnt: «Sollten die Verhandlungen zwischen den GAV-Parteien ebenfalls scheitern, würde die Friedenspflicht hinfällig.» Kommt es bei Syngenta also bald zu Protesten? Oder sogar zum Streik? Carron sagt: «Ich bin überzeugt, dass die Geschäftsleitung letztlich einlenken wird und wir eine für beide Seiten zufriedenstellende Vereinbarung treffen können.»

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