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Dieser Dornier-Flieger soll die erste Elektro-Passagiermaschine werden

Freier Wirtschaftsredakteur
Dieses Flugzeug soll von DLR-Konsortium mit E-Motoren ausgerüstet werden. Mit Siemens, MTU und RUAG Dieses Flugzeug soll von DLR-Konsortium mit E-Motoren ausgerüstet werden. Mit Siemens, MTU und RUAG
Dieses Flugzeug soll mit E-Motoren ausgerüstet werden. Das kleine Modell im Vordergrund zeigt, wie es aussehen wird
Quelle: Welt
Ein deutsches Konsortium aus Siemens, MTU und anderen rüstet das traditionsreiche Dornier-Modell Do228 mit einem Elektroantrieb aus. Der 19-Sitzer wäre das erste größere E-Passagierflugzeug weltweit. Testflüge sind für 2020 geplant.

In Deutschland könnte weltweit das erste größere Passagierflugzeug mit Elektroantrieb in Serie gebaut werden. Dazu soll das traditionsreiche Dornier-Modell Do228 für 19 Passagiere und zwei Turboprop-Motoren künftig mit Elektroantrieb ausgestattet werden.

Um das Projekt voranzutreiben, haben sich in einem Konsortium unter der Leitung des DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt die Firmen Siemens, MTU Aero Engines sowie Ruag-Aviation, die Flugzeugsparte des Schweizer Ruag-Konzerns, verbündet.

So könnte das Do228 Modell mit Elektroantrieb aussehen
So könnte das Do228 Modell mit Elektroantrieb aussehen
Quelle: Gerhard Hegmann

„Wir haben einen Technologievorsprung bei elektrischen Flugzeugantrieben von zwei, drei Jahren, den sollten wir nutzen“, sagte Siemens E-Flugtechnikchef Frank Anton bei einer Präsentation in Oberpfaffenhofen bei München. Erste Testflüge sind 2020/2021 geplant.

Das neu formierte deutsche Vierer-Konsortium nimmt im Wettlauf um das Elektrofliegen die nächste, kurzfristig realisierbare Stufe ins Visier. Weltweit gibt es ein Ringen, wer an der Spitze des Technologiewandels vom Kerosin-Triebwerk zum E-Antrieb steht. Die USA pumpen beispielsweise über die NASA Forschungsgelder in die Entwicklung.

Erst mit einem, dann mit zwei E-Motoren

Bislang gibt es bereits mehrere Kleinflugzeuge als Zwei- oder Vier-Sitzer mit E-Antrieb. Bei allen spielt Siemens eine Schlüsselrolle. Im Herbst 2017 verkündeten dann Airbus, Siemens und der britische Rolls-Royce-Konzern das E-Fan X-Projekt.

Damit ist der Test eines E-Antriebs an einem großen Modell gemeint, also ein gewaltiger Technologiesprung. Dazu soll eines von vier Triebwerken einer britischen BAe 146 mit 100 Sitzen einen E-Motor bekommen.

Nun prescht das deutsche Konsortium mit der 19-sitzigen Do228 in die Lücke zwischen klein und ganz groß. Es könnte weltweit das erste größere E-Flugzeug in seiner Klasse (CS-23, für Verkehrs- und Nutzflugzeuge) werden.

Noch sprechen die Firmen nur von einer „Interessengemeinschaft bayerischer Partner“. Damit wollen sie betonen, dass es offiziell noch keinen Projektstart samt gesicherter Finanzierung gibt. Benötigt wird ein zweistelliger Millionenbetrag. Das Konsortium hofft auf Geld aus Berlin und von Bayern.

Geplant ist, ein Do228-Modell als Forschungsflugzeug auszurüsten, um 2020 eines der beiden Triebwerke als E-Antrieb mit Batterie zu betreiben. 2021 sollen dann beide Triebwerke elektrisch funktionieren, mit einer hybrid-elektrischen Versorgung. Dabei erzeugt dann zusätzlich eine Gasturbine im Rumpf Strom.

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Die Do228 ist ein modernisierter Oldtimer der Luftfahrt. Das Flugzeug für 19 Passagiere und mit 600 Kilometer Reichweite hob vor gut 35 Jahren erstmals ab. Nach einem Produktionsstopp und der Insolvenz des Ex-Flugzeugherstellers Fairchild Dornier in Oberpfaffenhofen im Jahr 2002 kaufte der Schweizer Technologiekonzern Ruag die Rechte und investierte in neue Flugtechnik.

Inzwischen wird das Modell wieder in Bayern produziert. Weltweit fliegen etwa 300 Exemplare, vor allem für Zubringer- und Spezialmissionen. Ruag hatte große Hoffnungen auf das Modell gesetzt, aber zuletzt Probleme mit einem indischen Zulieferer. Künftig sollen jährlich zehn Do228 ausgeliefert werden, sagt Ruag-Chef Urs Breitmeier.

Konkurrenten haben längst eigene E-Projekte angekündigt

Er wollte sich aber noch nicht festlegen, ob tatsächlich die Do228 künftig in Serie mit E-Antrieb gebaut wird. Die Ruag würde jedenfalls Erfahrung mit E-Flugzeugen sammeln. „Wir arbeiten jetzt daran, den Beweis anzutreten, dass es klappt“, sagt Breitmeier. Zunächst sei dies ein Forschungsvorhaben.

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In der Branche wird ein kommerzieller Einsatz eines 19-Sitzers mit hybridelektrischem Antrieb ab 2025 erwartet. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) äußerte sich bei der Präsentation in Oberpfaffenhofen sehr erfreut über das Vorhaben. Der Politiker spornte das Konsortium dazu an, möglichst schnell die Ziele zu erreichen.

Wie DLR-Luftfahrtvorstand Rolf Henke sagte, könnte das Forschungszentrum des Bundes das Flugzeug kaufen und die Testflüge durchführen, Siemens den elektrischen Antrieb übernehmen und MTU die Gasturbine liefern und integrieren.

Für MTU als dem größten deutschen Triebwerkekonzern wäre es der erste sichtbare Schritt in die Technologie des elektrischen Fliegens. Europäische Konkurrenten wie Rolls-Royce oder Safran aus Frankreich haben längst Projekte mit E-Antrieben verkündet.

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Quelle: WELT

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