Deutscher Startup Monitor 2023

PwC-Studie 2023: Eine neue Zeit für Startups

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Florian Nöll

Florian Nöll
EMEA Startups, Scaleups & Venturing Leader bei PwC Deutschland
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Trotz Krise – Startups behaupten sich als Innovationsmotor

Zwischen Inflation, Zinswende und Wirtschaftsflaute kühlt die Stimmung unter deutschen Gründer:innen weiter ab: Bereits im Vorjahr hatte sich das Geschäftsklima verschlechtert. Nun ist der Index um weitere vier Punkte gefallen (auf 38). Das ist der bislang niedrigste Stand. Nur 2020 – zu Beginn der COVID-Pandemie – lag der Wert noch tiefer. Und auch die generelle Einschätzung des Startup-Ökosystems fällt deutlich negativer aus als in den Vorjahren: Nur noch 58 Prozent der Befragten geben dem Ökosystem gute Noten – zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Nachdem die Zahl der Neugründungen 2022 deutlich zurückging, sind im ersten Halbjahr 2023 wieder mehr neue Startups entstanden. Und die Gründer:innen zeigen sich von der schwierigen Situation relativ unbeeindruckt: Neun von zehn geben an, wieder gründen zu wollen – davon 83 Prozent hier in Deutschland.

„Die Startup-Branche steht vor einem Umbruch: Der gewohnt klare Trend nach oben ist gebrochen. Wachstums- und Renditeerwartungen werden neu verhandelt und viele Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand.“

Florian Nöll,EMEA Startups, Scaleups & Venturing Leader bei PwC Deutschland

Fokusthemen der Studie im Überblick

Startups behaupten sich als zentraler Wirtschaftsfaktor

Trotz der vielfältigen Herausforderungen kann von einem Einbruch der Entwicklung des Startup-Ökosystems jedoch keine Rede sein: Die durchschnittliche Mitarbeitendenzahl der befragten Startups bleibt trotz des angespannten wirtschaftlichen Umfelds und der gesunkenen Investitionsdynamik stabil und nimmt sogar leicht zu: Im Schnitt beschäftigen deutsche Startups 19 Fachkräfte (Vorjahr: 18).

Nur knapp 15 Prozent der befragten Startups mussten in den vergangenen zwölf Monaten Mitarbeitende entlassen; 56 Prozent konnten dagegen Neueinstellungen vornehmen. Und dieser Trend wird sich fortsetzen: In den kommenden zwölf Monaten sollen durchschnittlich acht weitere Stellen geschaffen werden (Vorjahr: neun). Startups bleiben also auch in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation ein relevanter Jobfaktor.

Technologien: Künstliche Intelligenz prägt das Ökosystem

Wichtig für die deutsche Volkswirtschaft sind Startups auch als Innovationstreiber. Insbesondere neue Technologien wie Generative KI befeuern gerade in schwierigen Phasen die gesamte Startup-Szene. Für 52 Prozent der deutschen Startups – und damit deutlich mehr als im Vorjahr (45 Prozent) – hat KI eine klare Relevanz für ihr Geschäftsmodell. Zudem nutzen 82 Prozent bereits Tools wie ChatGPT in ihrem Unternehmen. Aktuell dominiert dabei die Nutzung in den Bereichen Marketing und Sales.

Top 5-Herausforderungen: Liquidität wieder im Fokus

Unter den zentralen Stolpersteinen für die Startup-Branche gewinnen die Themen Kapitalbeschaffung (43 Prozent versus 39 Prozent im Jahr 2022) und Cashflow/Finanzierung (32 Prozent versus 24 Prozent in 2022) an Relevanz. Gleichzeitig entspannt sich die Lage auf dem Personalmarkt: Nur noch 21 Prozent der Befragten sehen diesen als größte Hürde. 2022 waren es noch knapp 35 Prozent. Kundengewinnung und Produktentwicklung bleiben die Top-Herausforderungen der Startups.

Finanzierung: Wagniskapital-Sektor kühlt sich ab

Mit Blick auf die Finanzierungsquellen stellen staatliche Fördermittel weiterhin eine zentrale Säule dar: Fast jedes zweite Startup nutzt diesen Finanzierungsweg. Für die darauffolgenden Schritte in Richtung Unternehmenswachstum sind Business Angel und Venture Capital entscheidend. Im Vergleich zum Vorjahr zeichnen sich hier jedoch Veränderungen ab: Im Kontext des angespannten Investitionsklimas verliert Venture Capital für viele Gründer:innen an Anziehungskraft. Während 2022 noch 44 Prozent zukünftig Wagniskapital einsammeln wollten, sind es aktuell nur noch 35 Prozent.

Investmentklima spiegelt angespannte Lage wider

Erstmalig wurden die Gründer:innen in der aktuellen Auflage des DSM zur Investmentbereitschaft im Bereich Wagniskapital befragt. Dieses Stimmungsbild fällt aktuell klar negativ aus: Nur 15 Prozent stufen die derzeitige Investmentbereitschaft von Business Angels und VCs in ihr Unternehmen positiv ein; 46 Prozent bewerten sie gegenwärtig als schlecht. Immerhin gehen 38 Prozent davon aus, dass sich die Lage in den kommenden sechs Monaten bessern wird, während 20 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung rechnen.

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Kooperationen und CVC sind rückläufig

Ein Negativtrend zeichnet sich auch in puncto Kooperationen mit der etablierten Wirtschaft ab: Die Zusammenarbeit zwischen Startups und erfahrenen Unternehmen ist in den vergangenen drei Jahren um zehn Prozentpunkte zurückgegangen und liegt nun bei 61 Prozent.

„Diese Entwicklung ist bedauerlich. Denn die Zusammenarbeit mit erfahrenen Unternehmen bietet nicht nur den Startups große Vorteile. Auch die etablierte Wirtschaft profitiert, weil Startups als Innovatoren die Wettbewerbsfähigkeit stärken, etwa bei Zukunftstechnologien wie KI oder neuen Mobilitätskonzepten.“

Florian Nöll,EMEA Startups, Scaleups & Venturing Leader bei PwC Deutschland

Zurückhaltung auch im Bereich Corporate Venture Capital

Auch im Bereich Corporate Venture Capital (CVC) zeigen sich Startups im Vergleich zum Vorjahr eher zurückhaltend: Der Anteil der von CVC finanzierten Startups bleibt zwar stabil, aber die Gründer:innen bevorzugen diesen Finanzierungsweg gegenüber dem Vorjahr seltener (39 vs. 49 Prozent). Dabei bietet Corporate Venture Capital für Gründer:innen neben der Finanzierung auch weitere Vorteile: An erster Stelle steht der Zuwachs an Reputation, der mit einem CVC-Investment einhergeht – der Corporate-Partner hat also eine große symbolische Bedeutung, schafft Vertrauen und hilft so jungen Unternehmen bei der Positionierung am Markt.

Weitere Ergebnisse im Überblick

Frauen holen Frauen in Startups

Die positive Entwicklung der Vorjahre beim Anteil der Gründerinnen setzt sich in diesem Jahr nicht fort: Der Anteil der Gründerinnen legt nur marginal auf knapp 21 Prozent zu (Vorjahr: 20 Prozent). Unter Startup-Mitarbeitenden liegt der Frauenanteil mit 38 Prozent zwar höher als in Gründungsteams, aber auch hier ist man von der Parität deutlich entfernt.

Dabei zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Geschlechterdiversität im Gründungsteam und bei den Mitarbeitenden: Der Frauen-Anteil ist unter der Führung von Mixed-Teams wesentlich höher als unter männlichen Führungsteams (44 versus 29 Prozent). Mit Blick auf die Führungsebene der Startups wird dieser Effekt noch sichtbarer: Während in Unternehmen mit rein männlichen Gründungsteams nur 14 Prozent der Führungskräfte Frauen sind, liegt dieser Anteil in gemischten Gründungsteams bei 40 Prozent.

Startups sind in allen Wirtschaftsbereichen präsent

Startups sind in allen Wirtschaftssektoren aktiv und leisten damit in der Breite einen elementaren Beitrag zu Innovation, Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit. Mit 32 Prozent dominiert klar die Informations- und Kommunikationstechnologie, gefolgt vom Gesundheitssektor und dem Bereich Nahrungsmittel & Konsumgüter. Bemerkenswert ist zudem der hohe Anteil an Startup-Unternehmen in den Bereichen Mobilität und Logistik sowie Energie (jeweils fünf Prozent) – Bereiche, in denen die aufstrebenden Unternehmen einen zentralen Beitrag zu Transformationsprozessen leisten. 

Startups als Teil der Antwort auf die Klimakrise

Egal, ob erneuerbare Energieversorgung, neue Formen der Mobilität oder der Kampf gegen Plastik: Für viele junge Unternehmen steht das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda ganz weit oben. Startups liefern Antworten im Kampf gegen die Klimakrise. Aber auch in der Breite des Ökosystems nimmt die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit kontinuierlich zu. Seit 2018 ist der Anteil der Startups, die sich zur Green Economy zählen, um 42 Prozent gestiegen – fast jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) ordnet sich dieser inzwischen zu.

Aktuelle Parteipräferenzen: Bündnis 90/ Die Grünen weiter klar vorn

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, hätten Bündnis 90/ Die Grünen bei den Gründer:innen mit großem Abstand die Nase vorn. Gegenüber dem Vorjahr, in dem die Partei ihr bisher stärkstes Ergebnis in der befragten Gruppe erreichen konnte, sinkt die Zustimmung allerdings leicht auf 46 Prozent. Auf Platz zwei liegt weiterhin die FDP mit 26 Prozent.

Unter den Forderungen der Gründer:innen an die Politik stehen die Themen Bürokratieabbau (88 Prozent) und Vereinfachung von öffentlichen Vergaben (80 Prozent) an der Spitze. 

Zahl der deutschen Unicorns vervierfacht

Der sogenannte Unicorn-Status, also eine Unternehmensbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar, ist schwer zu erreichen und gilt dennoch als das ganz große Ziel relativ vieler Gründer:innen im Startup-Lebenszyklus. Die Zahl der deutschen Einhörner hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als vervierfacht und liegt derzeit bei 32. Im Vergleich zu Top-Standorten wie Israel, Singapur oder den USA zeigt sich jedoch weiterhin ein deutlicher Rückstand.

„Krisenzeit ist immer auch Startup-Zeit. Denn die mit neuen Technologien verbundenen Chancen werden von Startups besonders schnell erkannt und auf die Straße gebracht.“

Florian Nöll,EMEA Startups, Scaleups & Venturing Leader bei PwC Deutschland

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Die Methodik

Zu diesen Ergebnissen kommt der 11. Deutsche Startup Monitor (DSM), den der Startup-Verband und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich 1825 deutsche Startups beteiligt.

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